Es gibt viele Möglichkeiten, Kinder bei der Entwicklung ihres Selbstbewusstseins zu fördern. Zu der Heranführung an eine immer größere Eigenständigkeit in allen Lebensbereichen zählt auch die Teilnahme an der Hausarbeit. Gemeinsam mit Kindern zu kochen, fördert den Familienzusammenhalt, schult solidarisches Verhalten und das Gefühl für eine gerechte Verteilung von schöner und weniger beliebter Arbeit. Das gemeinsame Kochen fördert damit auch die Entwicklung des Selbstbewusstseins beim eigenen Nachwuchs.
Einkaufen formt kritische Konsumenten
Der pädagogische Wert des gemeinsamen Kochens beginnt schon, bevor in der Küche Backofen und Herdplatten glühen. Am Anfang steht, gemeinsam mit den Kindern zu planen, was auf den Tisch kommt und wer für welche Arbeit verantwortlich ist. Der nächste Schritt führt in den Super-, Bio- oder auf den Wochenmarkt, wo Töchter und Söhne zu selbstbewussten Konsumenten werden, wenn sie mit Einkaufszettel und -wagen unterwegs sind. Das fängt an bei der Auswahl der Lebensmittel und Fragen wie: Sind Obst und Gemüse noch frisch oder schon ein bisschen alt? Ist das Verfallsdatum auf Kühlprodukten bereits abgelaufen? Einkaufen zu gehen ist ein hochwertiger Anlass, den Kindern zu erklären, warum die gleichen Produkte im Biomarkt teurer sind als beim großen Discounter, und zwar unter anderem, weil sie weniger Schadstoffe enthalten und weil die Tierhaltung hohen ethischen Standards entspricht. Und warum kauft die Familie Lebensmittel auf dem Wochenmarkt? Weil dort Hersteller aus der Region ihre frische Ware anbieten, das verursacht nur einen geringen Transportaufwand. Bei wenig Treibstoffverbrauch entsteht weniger Schadstoffausstoß als bei den langen Wegen globaler Verwertungsketten in der Nahrungsmittelindustrie. Sichere Sachkenntnis und gefestigte Rituale zählen zu den Bausteinen der Selbstsicherheit bei Kindern.
Arbeitsteilung schafft Solidarität
In der Küche beginnt die Arbeit mit der Aufgabenverteilung. Wer schält Kartoffeln, wer bereitet das Gemüse kochgerecht vor, wer kümmert sich um das Fleisch, bevor es in die Pfanne oder den Backofen kommt? Und vor allem: In welcher Reihenfolge müssen Vorspeise, Hauptgang und Dessert bearbeitet werden? Dabei ist es entscheidend, den Kindern nicht nur die Hilfsarbeiten zuzuweisen, sondern auch wichtige Aufgaben – und ihnen bei der Erfüllung zu helfen. Dazu gehört vor allem die Geduld, dem Nachwuchs Fehler zu erlauben, nicht sofort einzuschreiten mit dem Satz: „So macht man das doch!“ Selbstbewusstsein wächst auch dadurch, dass sich Kinder in ihrem individuellen Tempo das Richtige aneignen können. Papa und Mama schalten sich erst dann ein, wenn Gefahr für die Kinder droht oder die Lebensmittel ungenießbar werden.
Entspannung bietet Raum für Kritik
Beim Verzehr der einzelnen Gänge – wenn alle Familienmitglieder gleichzeitig noch die nachfolgenden Speisen im Auge behalten – ist Zeit für Mannöverkritik. Die gelingt beim gemeinsamen Essen in ganz entspannter Atmosphäre. Dabei gilt vor allem das Prinzip der positiven Verstärkung: Erst einmal haben die Kinder alles gut und richtig gemacht – danach darf es im Detail Hinweise geben, was anders laufen könnte. Auch die Eltern sollten sich dabei die Tipps ihrer Kleinen anhören: Das stärkt des Selbstbewusstsein beim Nachwuchs und Sie sehen vielleicht, an welcher Stelle eingefahrene Rituale der Veränderung bedürfen. Ein besseres Training für das Selbstbewusstsein als im Kreis der Familie mit den vertrauten Eltern ist für Ihr Kind kaum möglich.