Das Drama des hochbegabten Kindes
Sie können bereits im Kleinkindalter erstaunliche Dinge und sind in individuellen Fähigkeiten ihren Altersgenossen meilenweit voraus. Hochbegabte Kinder lösen im Kindergarten Rechenaufgaben, während gleichaltrige Kinder mit Bauklötzen spielen oder Figuren ausmalen. Sie lesen schon sehr früh fließend Texte oder spielen ein Instrument, dass Erwachsene staunen und sich fragend anschauen. Durch eine besonders gute Auffassungsgabe, gute Gedächtnisleistungen oder differenzierte Denkstrukturen sind diese Kinder zu überdurchschnittlichen Leistungen fähig, benötigen aber dennoch oder gerade deswegen besondere Hilfe und Förderung. Hochbegabte Kinder befinden sich häufig in einem Dilemma, dass mit der Überforderung der Umwelt einhergeht.
Die Zwickmühle Hochbegabung
Auch wenn die besondere Begabung eines Kindes offensichtlich ist, können Eltern und Pädagogen die Sozialisierung des Kindes in den meisten Fällen nicht adäquat begleiten. Das Kind fällt mit seinem Anderssein aus der Norm und damit auf. Die individuell notwendige Zuwendung ist im Alltag und in den allgemein zur Verfügung stehenden Betreuungseinrichtungen häufig nicht zu leisten. Langeweile, fehlende Motivation und wenig Anreize für die weitere Entwicklung lassen oftmals Störungen entstehen, die die Mädchen vielfach mit Rückzug, die Jungen nicht selten mit Hyperaktivität beantworten. Wenn diese Verhaltensweisen zu Verhaltensauffälligkeiten werden, falsche Diagnosen wie ADHS getroffen werden und unter Umständen Medikamente zum Einsatz kommen, entsteht ein Teufelskreis mit fatalen Folgen. Bei fehlender Kenntnis der vorliegenden Hochbegabung sind die Folgen zum Teil noch verheerender. Den Kindern fällt es schwer sich zu integrieren, zufriedenstellende Freundschaften aufzubauen und den Anforderungen der Umwelt gerecht zu werden, obwohl sie dazu in besonderem Maße fähig wären. Das Selbstwertgefühl liegt am Boden und eine „normale“ kindliche Entwicklung ist nahezu unmöglich.
Chancen für hochbegabte Kinder und deren Eltern
Auf der Basis vieler psychologischer Untersuchungen und Studien von Fachleuten wird das Thema Hochbegabung in der Gesellschaft heute glücklicherweise verändert wahrgenommen. Häufiger als noch vor einigen Jahren besteht die Chance, dem Kind eine spezielle Förderung und damit eine gesunde Entwicklung zu ermöglichen. Eltern sollten Zeit und Mühe nicht scheuen, eine eventuell vorliegende Hochbegabung durch spezielle Tests zu überprüfen und bestätigen zu lassen und geeignete Kindergärten und Schulen für ihr Kind auswählen, auch wenn dafür unter Umständen ein Wohnortwechsel notwendig wird. Bei Verhaltensauffälligkeiten des Kindes sollte vor dem Einsatz von Medikamenten deren Notwendigkeit und Nutzen eindeutig nachgewiesen sein. Die Begleitung und Förderung durch speziell geschulte und erfahrene Pädagogen ist in jedem Fall wichtig und richtig und kann eine Chance sein, die einzigartige Begabung nicht ins Gegenteil zu verkehren.